International wird schon lange über das Verhältnis von Kolonialverbrechen und Holocaust diskutiert. Werden jüdische Opfer in der Erinnerung gegenüber den afrikanischen Opfern bevorzugt? Die Debatten rund um das Humboldt Forum zwingen nun auch Deutschland, sich der kolonialen Vergangenheit zu stellen. Was unterscheidet Rassismus von Antisemitismus? Hannah Arendt und Edward Said waren nicht die Einzigen, die schon früher solche Fragen gestellt haben. Bei ihnen findet Natan Sznaider Ideen und Argumente, um die heutige Diskussion voranzubringen. Wird es am Ende möglich sein, der Opfer des Holocaust und des Kolonialismus zu gedenken, ohne Geschichte zu relativieren? Natan Sznaiders Buch ist selbst eine politische Intervention, in der er es nicht einfach bei den oft schrill verlaufenden Kontroversen etwa auch über den Antisemitismus-Vorwurf gegen das indonesische Kollektiv Ruangrupa, das die Documenta verantwortet bewenden lassen will. Souverän macht er Deutungsangebote für eine Debatte, in der das Publikum zuletzt voraussetzungslos mit theoretischen Implikationen, verdeckten politischen Motiven und nicht selten auch biografischen Erfahrungen traktiert wurde (Frankfurter Rundschau)
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