Unsere Gegenwart gefällt sich darin, Zukunft als Katastrophe zu denken, in Kino, Wissenschaft und Literatur. Eva Horn geht der Geschichte und den Motiven dieses modernen Katastrophenbewusstseins nach. Sie legt dabei die biopolitischen Konflikte frei, die in den Untergangsszenarien von der Verdunklung des Globus über den Atomtod bis zum Klimawandel ausgetragen werden. Sie zeigt aber auch, wie in den Rufen nach Sicherheit und Prävention Fiktionen wirksam sind, die man als solche begreifen und analysieren muss. Die künftige Katastrophe zu entziffern bedeutet nämlich immer, eine Geschichte schon zu Ende zu erzählen, die sich erst noch ereignen soll. Am Ende liegt alles in Trümmern: Die Germanistin Eva Horn hat einen gelehrten, aufregenden Essay über Apokalypsendarstellungen in Literatur und Film geschrieben... Aus der Fülle an literatur- und filmhistorischen Szenarien präpariert Horn die zentralen Motive unserer Apokalypsenahnungen heraus. Eine ganze Motivgeschichte liegt vor uns. Die unmittelbare Verbindung von Meteorologie und Anthropologie. Die Natur, die ihren Raum wiedererobert. Die Entvölkerung und die Überbevölkerung, deren Endpunkt die Hungersnot ist und die zwangläufige Denaturierung des Menschen: Er wird zu seiner eigenen Ressource. Das ist die schaurige Konsequenz, von der etwa sowohl McCarthys entleerte Welt in The Road erzählt als auch Richard Fleischers Science-Fiction-Film Soylent Green (1973), in dem in einem überbevölkerten New York ein Nahrungsmittel aus Menschen hergestellt wird. Horn stellt nicht nur nüchtern fest, dass der Mensch "von der eigenen Auslöschung" träume und davon, "irgendwann spurlos verschwunden zu sein". Ebenso verweist sie auf die Möglichkeit der politischen Instrumentalisierung, auf die Suggestionskraft solcher Erzählungen (ZEIT). Platz 4 der SZ/NDR Kultur-Sachbücher des Monats August 2014
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